Judith Bürgel:
„Da wir beide Liebhaberei an Antiquitäten besaßen“
Die Gemäldesammlung
von Cornelius Wilhelm und Sophie von Heyl
Einleitung
Da wir beide Liebhaberei an Antiquitäten besassen, begannen wir ohne Programm nur nach dem Schönheitsgefühl auf unserer Berliner Reise Bilder und kunstgewerbliche Gegenstände zu sammeln.
Mit diesen Worten erinnert sich Cornelius Wilhelm von Heyl (1843-1923) an die Anfänge seiner Sammeltätigkeit zurück. Es ist die einzige bekannte Äußerung von ihm zu einer Leidenschaft, die er mit seiner Frau Sophie teilte und die kurz nach ihrer Heirat 1867 einsetzte. Was in den wenigen Zeilen anklingt, ist das Credo eines Sammlerehepaars, das bei näherer Betrachtung aber nur einen Teil der Wahrheit darstellt. Denn was von ihm an Gemälden und anderen Kunstgegenständen in mehreren Jahrzehnten zusammengetragen wurde, war nicht nur von hoher Qualität, sondern entsprach in seiner Kombination von Malerei und Kunstgewerbe sowie in der Ausbildung bestimmter Schwerpunkte den Gepflogenheiten großer und damals bekannter Sammler in Berlin und Köln. So läßt sich die Wormser Sammlung, die von Cornelius Wilhelm von Heyl 1920 testamentarisch zu einer Stiftung bestimmt wurde und damit zu den ganz wenigen gehört, die noch fast vollständig an Ort und Stelle zusammengeblieben ist, mit "Liebhaberei" allein nicht erklären. Sie ist das Produkt eines durchaus kenntnisreichen Engagements, das Anlaß zu Fragen gibt. Gerade die Sammlungstätigkeit privater Kreise der Gründerzeit ist ein in der Kunstgeschichte noch weitgehend unerforschtes und unerschlossenes Feld.